693.

By Nicolas Müller, 30 December, 2024
Subtitle
Narayana Suktam
Body

sahasra-śīr(a)ṣaṃ devaṃ ' viśvākṣaṃ viśva-śam-bhuvam /
viśvaṃ nārāyaṇaṃ devam ' akṣaraṃ paramaṃ padam // 1 //
 

Wörtliche Übersetzung: [Ich preise] den tausendköpfigen Gott, den alläugigen, allen zum Heil gereichenden, das All, den Nārāyana, den unvergänglichen Gott, die höchste Stätte,

viśvataḥ paramān nityaṃ ' viśvaṃ nārāyaṇaṃ harim /
viśvam evedaṃ puruṣas ' tad viśvam upajīvati // 2 //
 

den höchsten von allem her [gesehen], den ewigen, das All, Nārāyana, Hari. Der Purusha ist eben dies All, er lebt von diesem allem.

patiṃ viśvasyātmeśvaraṃ ' śāśvataṃ śivam acyutam /
nārāyaṇaṃ mahā-jñeyam ' viśvātmānaṃ parāyaṇam // 3 //

[Ich preise] den Herrn, den Herrscher des Selbst von allem, den ewigen, glückverheißenden, unverrückbaren, den Nārāyana, den großen zu erkennenden, das Selbst von allem, das höchste Ziel.

nārāyaṇa paro jyotir ' ātmā nārāyaṇaḥ paraḥ /
nārāyaṇa paraṃ brahma-tattvaṃ nārāyaṇaḥ paraḥ /
nārāyaṇa paro dhyātā ' dhyānaṃ nārāyaṇaḥ paraḥ // 4 //

Nārāyana [ist] die höchste Sonne, Nārāyana [ist] das höchste Selbst; Nārāyana [ist] das höchste Wesen des Brahman, Nārāyana [ist] der Höchste; Nārāyana [ist] der höchste Meditierende, der höchste Nārāyana ist Meditation.

yac ca kiñcij jagat sarvaṃ ' dṛśyate śrūyate' pi vā /
antar bahiś ca tat sarvaṃ ' vyāpya nārāyaṇaḥ sthitaḥ // 5 //

Und was immer als ganze Welt gesehen oder auch gehört wird, innen und außen, das alles durchdrungen habend existiert Nārāyana.

anantam avyayaṃ kaviṃ ' samudre'ntaṃ viśva-śambhuvam /
padma-kośa-pratīkāśaṃ ' hṛdayaṃ cāpy adho-mukhaṃ // 6 //

Endlos, unveränderlich, weise, im Meer, allen zum Heil gereichend, und auch das Herz, ähnlich wie ein Lotuskelch, mit nach unten gehender Spitze,

adho niṣṭyā vitastyānte ' nābhyām upari tiṣṭhati /
jvāla-mālākulaṃ bhātī ' viśvasyāyatanaṃ mahat // 7 // 

Unterhalb des Adamsapfels, am Ende einer Spanne über dem Nabel, befindet es sich, leuchtet angefüllt von Flammenkränzen, die große Wohnstätte des Alls/von allem

santataṃ śilābhis tu ' lambaty ā-kośa-sannibham /
tasyānte suṣiraṃ sūkṣmaṃ tasmint sarvaṃ pratiṣṭhitam // 8 //

Bedeckt mit Adern aber hängt es, ein bisschen wie ein Gefäß; an seinem Ende [ist] ein feines Loch, darin befindet sich alles.

tasya madhye mahān agnir ' viśvārcir viśvato-mukhaḥ /
so' gra-bhug vibhajan tiṣṭhann ' āhāram ajaraḥ kaviḥ /
tiryag ūrdhvam adhaś-śayī ' raśmayas tasya santatā // 9 //

In dessen Mitte [ist] ein großes Feuer, mit Flammen überall, Gesichtern auf allen Seiten; er [Feuer, ist] der am Anfang essende, die Speise verteilend existierende, unvergängliche Weise, seine Strahlen sind quer, nach oben, nach unten liegend ausgebreitet.

santāpayati svaṃ deham ' āpāda-tala-mastakaḥ /
tasya madhye vahni-śikhā ' aṇīyordhvā vyavasthitaḥ // 10 //

Er erhitzt seinen eigenen Körper bis hin zu Fußsohlen und Kopf; in seiner Mitte [ist] eine Feuerflamme, überaus fein, nach oben ausgerichtet,

nīla-toyada-madhya-sthād-vidyul-lekheva bhāsvarā /
nīvāra-śūkavat tanvī ' pītā bhāsvaty aṇūpamā // 11 //

strahlend wie die in der Mitte einer dunkelblauen Wolke befindliche Linie eines Blitzes fein wie eine Granne von wildem Reis, gelb, glänzend, (winzig) wie ein Atom.

tasyāḥ śikhāyā madhye ' paramātmā vyavasthitaḥ /
sa brahmā sa śivaḥ (sa hariḥ) sendraḥ ' so' kṣaraḥ paramaḥ svarāṭ // 12 //

In der Mitte ihrer Spitze ist das höchste Selbst angesiedelt, das ist Brahmā, das ist Shiva, das ist Hari, das ist Indra, das ist der Unvergängliche, selbst herrschende.

ṛta(gu)ṃ satyaṃ paraṃ brahma ' puruṣaṃ kṛṣṇa-piṅgalam /
ūrdhva-retaṃ virūpākṣaṃ ' viśva-rūpāya vai namo namaḥ // 13 //

[Ich preise] das wahre, wirkliche, höchste Brahman, den schwarzen, rötlichen Purusha, den, dessen Samen nach oben geht, dessen Augen ungewöhnlich sind - dem allgestaltigen fürwahr Verneigung, Verneigung.

nārāyaṇāya vidmahe ' vāsudevāya dhīmahi / tan no viṣṇuḥ pracodayāt // 14 //

Wir kennen Nārāyana, möchten Vāsudeva schauen, das möge uns Vishnu in Bewegung setzen.

viṣṇor nu kaṃ vīryāṇi pra vocaṃ yaḥ pārthivāni vimame rajāṃsi /
yo askabhāyad uttaraṃ sadhasthaṃ vicakramāṇas tredhorugāyaḥ // 15 // (RV 1.154.1)

Des Vishnu Heldentaten verkünde ich ja nun, der die irdischen Räume durchmessen hat, der die obere Stätte stützte, da er dreimal ausgeschritten war, der Weitschreiter.

viṣṇo rarāṭam asi viṣṇoḥ pṛṣtham asi viṣṇoḥ śnyaptre stho 
viṣṇos syūr asi viṣṇor dhruvam asi vaiṣṇavam asi viṣṇave tvā // 16 // (TS 1.2.13.3)

Du bist Vishnus Stirn, du bist Vishnus Rücken, ihr beide seid Vishnus śnyaptras, du bist Vishnus syū, du bist Vishnus 'Festes', du bist zu Vishnu gehörig, dich dem Vishnu.

oṃ śāntiḥ śāntiḥ śāntiḥ //

Om, Frieden, Frieden, Frieden.

Bedeutung

Narayana Suktam gehört zu den heiligsten aller Veda Mantras, das wir bei Yoga Vidya gerne im Rahmen von Pujas rezitieren. Es ist eine Zusammenstellung von verschiedenen Strophen aus dem Rig Veda, der Taittiriya-Aranyaka und auch aus anderen Veda Quellen.
 

Hier wird Narayana, Vishnu, angerufen. Narayana heißt wörtlich „derjenige, der überall ist“. Paul Deussen sagte nämlich, es kommt von "Nara" - Mann, Mensch. Und so ist Narayana der, der in allen Wesen ist und allen hilft, voranzuschreiten. Manchmal wird "Nara" (mit langem a) als Wasser übersetzt und Ayana als "gehen" – derjenige, der aus den Urwassern geht. 

Narayana Sukta beschreibt Gott als derjenige, der in allen Wesen ist. Und genau das ist die Essenz dieser Hymne. Es wird gesagt: Das Göttliche hat tausende von Köpfen, tausende von Körpern. Dieser höchste Gott ist alläugig, er gereicht allen zum Heil. Er ist der unvergängliche Gott, die höchste Wohnstätte von allem. Wo auch immer wir hinschauen, wir sehen nur dieses Göttliche. Dieses Göttliche ist ewig und das ganze All, das ganze Universum ist dieses Göttliche, Narayana Hari. 

Dieser Purusha, diese höchste Seele ist tatsächlich all dies: „Ich preise diesen Gott, der der Herr ist von allem. Er ist das Selbst von allem. Er ist das Bewusstsein von allem. Er ist ewig, glückverheißend und unverrückbar.“ Diesen wollen wir erkennen, dieses Selbst von allem. Dieser Narayana, dieses höchste Bewusstsein, das ist das höchste Ziel. Narayana ist die höchste Sonne, das höchste Selbst, das höchste Wesen, Brahman.

Dieses Höchste im Inneren aller Wesen ist die höchste Meditation. Und was immer als ganze Welt gesehen und auch gehört wird, innen und außen, all das ist durchdrungen von Narayana. Dieses höchste Wesen ist endloses Meer, unveränderlich, weise und reicht allen zum Heil.